Wir bauen Brücken zwischen Ost und West.

Russische Kunstschule6.10.2012

Ein Mitglied des Steirischen Autorenverbandes, für den wir seit nun
schon drei Jahren Lesungen in St. Petersburg organisieren, ist Frau
Wera Köhler.
Sie hat St. Petersburg im Rahmen von durch die ÖRG veranstalteten
Leseveranstaltungen kennengelernt und auch sie wird von dieser
faszinierenden Stadt nicht mehr losgelassen und besuchte sie wieder
auf eigene Faust.

Anschließend ihr Bericht über eine russische Spezialität, eine
Kunstschule. Diese Einrichtungen zeigen, wie sehr der Stellenwert von
Kunst und Kultur auch im heutigen Russland erhalten geblieben ist.

Wera Köhler: GESPRÄCH MIT FRAU OLGA WIKTOROWNA INDIJENKO

Durch Frau Ludmilla Antsiferova von der staatlichen Uni St.
Petersburg, die mir auch als Übersetzerin behilflich war, bekam ich
freundlicherweise die Möglichkeit mit der Lehrerin und Leiterin, Frau
Olga Wiktorowna Indijenko, einer Kunstschule in St. Petersburg, ein
Gespräch zu führen.

Die staatliche Kunstschule gibt es seit 26 Jahren und sie ist nach dem
Komponisten Swiridov Gregori Wassiliwitsch benannt. Neben den
Bildenden Künsten Malerei, Aquarell, Keramik, Batik, Design,
Bildhauerei u.v.m. gibt es noch die Abteilungen für klassischen Tanz
und Choreographie, sowie für Musik, Volksmusik, Instrument, Gesang und
Chor.
An der gesamten Schule werden ca. 2.000 Kinder von ungefähr 200
Lehrern unterrichtet, in der Sparte Bildende Künste unterrichten 18
Lehrer ca. 600 Kinder.
Der erfolgreiche Abschluss der Schule gilt als erste Stufe vor der
Kunstfachschule, um später dann das Konservatorium bzw. die Akademie
der Künste besuchen zu können.

Die Aufnahme erfolgt für fünf- bis sechsjährige Kinder, die zur
Aufnahmeprüfung zusätzlich Arbeiten von zuhause mitbringen müssen. Die
Gruppen bestehen aus zehn bis zwanzig Kindern und das
Ausbildungsprogramm geht über neun Jahre.
Von den aufgenommenen Kindern bezahlen die besten (ca. zwei Drittel
davon), wenn sie begabt sind, ungefähr 200 Rubel pro Monat. Für die
anderen ist der Beitrag höher (3.500 Rubel pro Monat).

Für die Tänzer und Musiker gibt es zwei mal im Jahr Aufführungen, für
die bildenden Künstler alle zwei bis drei Monate eine Begutachtung der
Arbeiten durch die Lehrer. Die besten Werke werden für Ausstellungen
ausgewählt.
Es gibt auch Zeugnisse und eine Klassenbuchführung.

Die Kinder kommen an zwei bis drei Tagen der Woche um 15.00 Uhr in die
Schule und bleiben bis ca. 18.00 Uhr, ältere auch bis 20.00 Uhr.
Für jedes Alter gibt es einen bestimmtes Unterrichtsprogramm mit
Themen, zum Beispiel „Plain air“, „Stilleben“, „Portrait“, etc. Außer
Öl werden sämtliche Techniken angeboten, auch textiles Gestalten und
Arbeiten mit Pappe. Für räumliches Gestalten sind drei Lehrer in der
Abteilung Bildhauerei zuständig. Die Kinder beginnen auch hier mit
plastischem Material ab sechs Jahren. Ältere Kinder haben 13
Stunden/Woche Unterricht, bekommen Hausaufgaben und führen
Skizzenhefte, die sie den Lehrern zeigen.
Neben den Grundlagen der darstellenden Kunst, ihren Anfängen,
Kompositions- und Farbenlehre sowie Techniken, ist ab der 4. Klasse
Kunstgeschichte im Lehrplan.

Das Aquarell auf der Einladung zur Ausstellung im Grazer Rathaus (
noch bis 25. Oktober zu sehen! ) ist von der dreizehnjährigen Lisa,
die seit der 4. Klasse in der Schule ist.

WERA KÖHLER

( Anmerkung: die Ausstellungsobjekte, Bilder von russischen Kindern
zwischen 7 und 14 Jahren, bleiben vorläufig in Österreich und werden
gerne Interessierten für weitere Ausstellungen zur Verfügung gestellt.
Telefon: 0316-68-36-14 )

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