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Russland verstehen

“Russland verstehen. Der Kampf um die Ukraine und die Arrogenz des Westens” ist der Titel des neuen Buches der Russlandexpertin und ehemaligen langjährigen ARD – Korrespondentin in Russland, Universitätsprofessorin Dr. Gabriele Krone Schmalz. (C.H.Beck Verlag.)

Die Autorin, die sich nicht scheut, wo nötig, auch russlandkritische Anmerkungen zu machen, beleuchtet oder erinnert an Fakten, die mit der derzeitigen Krise in der Ukraine in Zusammenhang stehen.

Sie entkräftet die so gerne geübte Kritik an den “Putinverstehern” damit, daß man  erst jemanden verstehen muß, bevor man sich ein Urteil erlauben darf.

Interessant: es gibt seriöse Umfragen vom Maidan, wonach der Protest in erster Linie mit 55% der Teilnehmer der Absetzung des herrschenden Regimes Janukowitsch gegolten hatte, und nur 28% der Befragten die Assoziation an die EU als Ziel nannten.

Krone Schmalz merkt an, daß eine Reihe von Rechtswissenschaftlern ( unter ihnen der Rechtsexperte Prof. Dr. Merkel von der Uni Hamburg ) die  Sezession bzw. Rückkehr der Krim in den russischen Staatsverband keinesfalls als Verstoß gegen das Völkerrecht, wohl aber als nicht im Einklang mit der Verfassung der Ukraine stehend beurteilen.

Sie stellt auch die durchaus berechtigte Frage, warum der seinerzeitige Einmarsch der USA mit ihren Verbündeten 2003 in den Irak ( mit über 100.000 Toten! ) – als Angriffskrieg zweifellos ein massiver Bruch des Völkerrechtes –  seitens der EU ohne jede Reaktion blieb und heute fast vergessen ist.

Die Expertin verweist auf eine  Vielzahl von Beispielen, wo mit zweierlei Maß gemessen und beurteilt wird. Besonders im journalistischen und damit verbalen Bereich ist dies nicht zu überhören und zu übersehen, wenn es z. B. heißt: “Obama sagt”…  und hingegen “Putin behauptet”… Krone Schmalz hält ihrer Kollegenschaft von der schreibenden Zunft sehr klar einen nicht eben schmeichelhaften Spiegel vor. Sie lotet sehr präzise die häufig unrühmliche oder unmoralische Rolle der Medien aus.

Der Konflikt in Zusammenhang mit Südossetien, der Boykott Olympischer Spiele in Sotschi durch westliche Staatsmänner, der Umgang mit verschiedenen russischen Präsidenten und andere Beispiele werden genannt. Und das besonders Peinliche daran für den Westen: die Autorin belegt all dies mit Fakten. Und ergänzend wird noch die schleichende aber nicht minder gefährliche Nato-Osterweiterung genannt, obwohl der seinerzeitige US-Außenminister Baker gegenüber Gorbatschow und Schewardnaze  (beweisbar!) zugesagt hatte, diese Erweiterung nicht über die ehemalige DDR hinaus auszudehnen.

Auch nicht ganz uninteressant: Krone Schmalz zitiert u.a. den US-Vizepräsidenten Joe Biden mit Äußerungen am 3. 10. 2014: “Die Europäer wollten keine Sanktionen gegen Russland, wir mussten sie wirklich dorthin treiben”.

“Russland verstehen” listet eine Reihe von realistischen potentiellen Strategien, Szenarien und Möglichkeiten auf, die das Entstehen von Krisen bereits zu Beginn verhindern könnten. Die Expertin resümiert logisch, daß  die EU Russland als Partner braucht und ohne diese Partnerschaft im Machtkampf künftiger Großmächte zerrieben werden könnte

Das Buch ist ehrlich, kompromisslos und kompetent geschrieben von einer durch und durch authentischen Autorin, die sich nicht scheut,  Dinge beim Namen zu nennen, ohne auf allfällige politische oder andere Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Es enthält eine Fülle von z.T. brisanten Informationen und muß allen Interessierten jedenfalls wärmstens empfohlen werden.

 

 

 

 

Ansichten eines Putinverstehers

“Wir sind die Guten. Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren”  lautet der Titel eines bei WESTEND erschienenen Buches der Autoren Bröckers und Schreyer.

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die mediale und politische Schelte sich bemüht, massiv gegen Russland zu wirken, ist es wichtig, Fakten zu kennen, mit Sachargumenten zu überzeugen und wenigstens zu versuchen, zum objektiven Nachdenken anzuregen.

Die Autoren legen sehr gut verständlich viele bei uns kaum bekannte historische Tatsachen sowie die Abläufe und Ereignisse der letzten Zeit offen. Daß dabei auch sehr sonderbare Verknüpfungen und Reaktionen der handelnden Personen, Gruppen oder Regierungen offenbar und durchschaubarer werden, liegt auf der Hand. Wenn man auch nicht allen Argumenten und Schlußfolgerungen des Buches folgen kann oder mag, so bietet es doch einen großen Anreiz und sehr viel interessantes Material, um sich mit der gesamten Thematik abseits vom gegenwärtigen  medialen und politischen Trommelfeuer auseinandersetzen zu können.

Wer weiß im Westen – abgesehen von Historikern – etwa über die seinerzeitige mörderische Rolle eines auch Nazikollaborateurs Stepan Bandera und dessen hohen Stellenwert als “Held der Ukraine” nach der “orangen” Revolution eines Herrn Juschtschenko Bescheid?

Wem ist bekannt, daß der deutsche Rechtswissenschaftler Professor Reinhard Merkel von der Universität Hamburg klar feststellt, daß die Rückkehr der Krim in den russischen Staatsverband weder eine Annexion noch völkerrechtswidrig war? ( Merkel räumt allerdings ein, daß dieser Vorgang nicht im Einklang mit der ukrainischen Verfassung stand.)

Wer weiß im Westen ( oder will wissen ) wie die Ikone der seinerzeitigen “orangen” Revolution, die attraktive Julia Timoschenko, zu ihrem sagenhaften Reichtum kam?

Wer weiß wirklich über die Rolle des “Schwarzen Sektors”, der Partei “Svoboda” und ähnlicher Gruppierungen in der Ukraine Bescheid?

Vieles von dem  im Buch von Bröckers und Schreyer enthaltenen Material scheint gut recherchiert, es gibt eine Reihe von Literaturverweisen, und die Überlegungen und Folgerungen der Autoren sind gut nachvollziehbar.

“Wir sind die Guten” kann jedenfalls wärmstens empfohlen werden, wenn man sich zum Thema informieren möchte oder dem medialen mainstream  in dieser Frage ( wie offenbar die meisten Deutschen ) ohnehin nicht ganz traut.

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