Wir bauen Brücken zwischen Ost und West.

Fwd: novosti november 2012

Liebe Mitglieder, Russlandinteressierte und Freunde / innen unserer
Gesellschaft,

in der Folge wieder einige Informationen, Termine und Anliegen in kurzer Form:

die Veranstaltung “Unser Partner Russland” am 2. Oktober ist sehr
erfolgreich verlaufen, sie fand grossen Zuspruch, Näheres findet Ihr
auf unserer homepage. Dem Land Steiermark, der Stadt Graz und den sehr
engagierten Helferinnen und Helfern sei hier herzlichst gedankt.

Im Oktober hielt Herr Prof. Muhr von der Uni Graz an zwei St.
Petersburger Unis viel beachtete Vorlesungen zum Thema
“Österreichisches Deutsch” bzw. zu aktuellen Fragen der deutschen
Sprache allgemein.

Die Mitglieder des Steirischen Autorenverbandes Elisabeth Jursa und
Dr. Gerhard Dinauer lasen ebenfalls im Oktober im deutsch –
russischsprachigen Begegnungszentrum am Nevskiprospekt und an der
staatlichen Uni St. Petersburg “Lyrik und Prosa aus der Grünen
Steiermark”.
Diese nun schon drei Jahre andauernde Tradition soll weitergeführt
werden, zumal sie auch besonders geeignet ist, in Russland
österreichische bzw. steirische Akzente zu setzen. Es ist übrigens
geplant, 2013 zwei bis drei russische Autoren / innen zu Lesungen nach
Graz einzuladen. Termin: 16. bis 23. Juni 2013.

Vorträge zum Thema “Umgang mit russischen Partnern” am 24. Oktober,
Uni Graz und am 6. Nov. 19 Uhr an der montanistischen Hochschule
Leoben.

Wir arbeiten an einem Projekt “Zeitzeugen”, bei dem wir positive (!)
Erinnerungen aus der Zeit von 1945 aus sowjetischer und
österreichischer Sicht sammeln und aufzeichnen wollen. Es gibt eine
Vielzahl solcher z.T. geradezu rührender Berichte, die nicht in
Vergessenheit geraten sollen. Einige Tipps dazu haben wir aus Euren
Reihen schon bekommen.
Mit Hilfe der Stadt Graz und der Firma “mypersonalwebshop” konnten wir
nun die dazu nötige Ausrüstung erwerben und wollen vielleicht noch
heuer mit den ersten Aufzeichnungen beginnen. Wir leihen das Gerät
auch gerne weiter, um solches Material zu bekommen.

Wichtig!!! Am 9. November findet in Graz die hochaktuelle
“Schwarzmeerkonferenz statt. Näheres bei:
www.europa.steiermark.at/BlackSea
wo Ihr Euch online anmelden könnt. An der Konferenz wird neben einer
Vielzahl internationaler Persönlichkeiten auch der bekannte
Russlandexperte Prof. Mangott von der Uni Innsbruck teilnehmen. Prof.
Mangott allein wäre schon Grund genug, sich anzumelden. Er zählt zu
jenen eher seltenen Fachleuten, die sich bei aller gebotenen Kritik
mit viel Kompetenz und Wissen dem Thema “Russland” annähern und nicht
mit Schwarzmalerei und Verbreitung falscher Klischees.

Ebenfalls am 9. Nov. um 19 Uhr: Vernissage einer unbedingt
sehenswerten Ausstellung in der Galerie im “Alten Rathaus” in
Fürstenfeld, Bismarckstrasse 8, mit Bildern von Andreas h. Gratze und
Anna Vidyaykina, Mitglied das Künstlerbundes Graz und Tochter von
Natascha Khabenskaya, die wir ja alle kennen.

Unser Termin für die nächste jährliche Bildungsreise nach St.
Petersburg: 18. bis 25. Juli 2013 mit bewährtem Programm und fast zu
den gleichen Preisen, wie in diesem Jahr. Bei Interesse bitte bald
(!!!) ersten Kontakt aufnehmen. Fixe Anmeldung bis spätestens 1. April
2013 erbeten. Näheres zur Reise findet Ihr auf unserer homepage.

Nächster jour fixe am 2. Nov. wie gewohnt im “Lendplatzl”, ab 18 Uhr.

Eine bekannte und hervorragende russische Künstlerin ( Schwerpunkte
u.a. Porträts und Exlibris – Kunst ) sucht ein leistbares Atelier in
oder bei Graz zu mieten. Vielleicht hat jemand dazu eine Idee? oder
ein konkretes Angebot?

Unabhängig davon: wer wäre bereit, russische Bürger / innen für einige
Tage ( max. 1 Woche ) fallweise in Graz aufzunehmen?

Zum Schluss noch ein Buchtipp: Dr. Gabriele Krone-Schmalz, “Was
passiert in Russland?” Herbig Verlag. Ein sachliches und gerechtes
Buch zum heutigen Russland. Das Buch ist in der Grazer Stadtbibliothek
vorhanden, wir haben ein Exemplar erworben, es steht Interessierten
zur Vefügung.

Soviel für heute, bleibt gesund und alles Gute!

Mag. Elisabeth Schöninger             Dr. Peter Presinger


Partner Russland

„Unser Partner Russland“ (Bericht).

Daß Russland als Partner für Westeuropa von großer Bedeutung ist und
daß diese weiter zunehmen wird, ist eine Tatsache, die von maßgebenden
Persönlichkeiten in Ost und West immer wieder betont wird.
Man hat allerdings manchmal den Eindruck, daß Russland in der medialen
Berichterstattung mitunter nicht ganz so dargestellt wird, wie es
der Realität entspricht. Dies hat naturgemäß auch deutliche
Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Meinungsbildung in der
Bevölkerung.
Die Gründe hierfür sind vielfältig, die Auswirkungen ebenfalls.

Den oben genannten Eindruck zu hinterfragen und gegebenenfalls in
einigen Punkten zu relativieren und damit ein wenig zur weiteren
Verbesserung der Ostwestbeziehungen beizutragen, war eines der Ziele
unserer Veranstaltung.
Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung hatte unser Vorhaben
genehmigt und Unterstützung zugesichert.
Der russische staatliche Rundfunk Moskau war an der Tagung durch
seinen Korrespondenten in Österreich, Herrn Igor Belov, vertreten.
Vom Russischen Kulturinstitut in Wien war die Leiterin der
Kulturabteilung, Frau Elena Khmilevskaya, gekommen.
Die Veranstaltung fand am 2. Oktober 2012 im Großen Saal der
Landesbuchhaltung in Graz statt.

Programm:

12 Uhr: Begrüßung durch Herrn Landesrat Dr. Christian Buchmann und
Grußworte SE des Russischen Botschafters Herrn Dr. Sergeij Netchaev

danach Wortmeldungen bzw. Impulsreferate verschiedener Persönlichkeiten:

• Österreichisch – Russische Gesellschaft, Dr. Peter Presinger:
einführende Worte.

• Internationalisierungscenter Steiermark (ICS), Herr Mag. Wilfried
Leitgeb, Leiter der Aussenwirtschaft: „Herausforderung Russland- der
Bär mit Potential.“

• Universität Graz, Frau Prof. Dr. Renate Hansen-Kokorus, Leiterin
der Abteilung für Slawistik: „nationale Stereotypen gegenseitiger
Wahrnehmung“.

• Moskauer Radiosender „Stimme Russlands“, Herr Igor Belov,
Korrespondent: „Russland in der einheimischen und ausländischen
Berichterstattung“.

• Herr Ernst Heinrich, Kleine Zeitung: „das Bild Russlands in Österreich“

• Fachhochschule Eisenstadt, Herr Prof. Dr. Anatoli Berditchevski,
(Wien und Moskau): „Wie Klischees über Russland entstehen.“

• Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung Graz, Frau Doz.
Dr. Barbara Stelzl-Marx: „Zeithistorische Forschungskooperationen
zwischen Österreich und Russland“.

• Rennerinstitut Wien, Herr Dr. Gerhard Marchl: „Bedeutung des Dialogs
mit Russland“.

• Fa. Mayr – Melnhof, Herr Dr. Michael Spallart, Holzgruppe:
„Russland-eine Erfahrung“.

• Herr Hofrat Dr. Martin Schmiedbauer: „Ost – und Westkirchen im
ökumenischen Dialog“.

• Goetheschule St. Petersburg, Direktorin Frau Tatjana Byrjova:
„Toleranz im Miteinander als Aufgabe für Bildung und Pädagogik“.

• Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, St. Petersburg, Herr
Andrej Frolov: „Wie Österreich in St. Petersburg wahrgenommen wird“.

• Studierende der Uni Graz mit hochaktuellen Projektberichten aus
Russland: „Praktikumserfahrungen vor Ort“.  z.B. beim Rundfunk in
Moskau, bei einem Archäologielager in Staraya Ladoga, an einer
russischen Schule und als „Meinungforscherinnen“ für Graztourismus.

Der Russische Botschafter, SE Herr Dr. Sergeij Netchaev gab eine
Übersicht über einige sehr positive und vielversprechende
Entwicklungen auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene.
Er brachte sich lebhaft und engagiert auch in die Diskussion ein,
stellte sich den Fragen aus dem Auditorium und konnte dabei sehr
überzeugend einige bestehende Vorurteile „ausräumen“ und korrigieren,
z.B. betreffend die Situation in Tschetschenien.

Ergebnis und Ausblick:

Es hatten sich etwa 80 Personen zur Konferenz „Unser Partner Russland“
angemeldet. Dies beweist großes Interesse am Thema der Veranstaltung.
Es wurde u.a. referiert über das Potential Russlands, über praktische
Erfahrungen auf dem russischen Markt und beim Aufbau einer Firma in
Russland, über gegenseitige Wahrnehmungen – auch im Spiegel der
Literatur sowie über mediale Darstellungen, über Klischees und die
Bedeutung des Dialoges und der Kooperation. Interessant ist,
daß eine zunehmende Zahl von
Studierenden in Österreich die Russische Sprache lernen will, nicht ganz nachvollziehbar ist, daß
man hier die Kontingente begrenzt, um genügend Studierende etwa
für Polnisch zu bekommen.

Grazer Studierende berichteten sehr
ambitioniert und mehrheitlich positiv über ihre praktischen und
menschlichen Erfahrungen in Russland, halten aber auch fest, daß man
in Russland offenbar vergleichsweise wenig über die Steiermark und
Graz weiß.

Die Tagung, moderiert von Herrn Wolfgang Schaller, endete mit einer
Diskussion und zusammenfassenden Statements und man muß sagen, daß
viele Fragen, die eine ausführlichere Behandlung verdient hätten, in
dieser ersten halbtägigen Veranstaltung zum Teil nur kurz
angeschnitten werden konnten.

Am folgenden Tag, dem 3. Oktober, hatten die russischen Gäste die
Möglichkeit, das Grazer ORF Zentrum zu besuchen und sich auch mit
anderen Grazer Sehenswürdigkeiten vertraut zu machen. Daß wir die
Veranstaltung in dieser Form durchführen zu können, verdanken wir der
Unterstützung durch das Land Steiermark und die Stadt Graz.

Als wesentliches Ergebnis der Konferenz kann zusammenfassend
festgehalten werden:
Die Vielzahl und Vielfältigkeit der durch die Impulsreferate gegebenen
Anregungen und das gegenseitige Kennenlernen der Teilnehmer/innen im
Rahmen der Veranstaltung ist ein erster guter Schritt in Richtung
eines intellektuellen Netzwerkes mit intensivem Russlandbezug und
wirkt motivierend, sich engagiert weiterhin und intensiv der
angesprochenen Themen anzunehmen.

Allgemein war man sich darüber einig, daß die mediale Darstellung und
die dadurch bedingte Wahrnehmung Russlands in unserer Gesellschaft
leider häufig nicht der Realität entspricht. Motto: „bad news are
good news“.
Auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene sieht man hingegen Russland
realistischer, optimistischer und positiver; die entsprechenden
Prognosen sind in diesen Bereichen sehr vielversprechend.

Was bleibt und was bleibt zu tun?
Um Nachhaltigkeit und eine weitere Entwicklung in den Projektzielen zu
erreichen, soll angestrebt werden, künftig jährlich eine mindestens
eintägige Folgeveranstaltung abwechselnd in Österreich und Russland,
z.B. in Graz und in St. Petersburg, zu realisieren. Optimal in
Kombination mit einem gesellschaftlichen Ereignis, wie etwa einem
Russischen Ball in Graz und einem „Steirerball“ in St. Petersburg.

Außerdem kann eine Vernetzung relevanter und interessierter
Organisationen, Gruppen und Persönlichkeiten über eine geeignete
Internetplattform, die entsprechend belebt und betreut werden muß, in
diesem Sinn sehr effektiv sein.

( Dr. Peter Presinger )

Russische Kunstschule

Ein Mitglied des Steirischen Autorenverbandes, für den wir seit nun
schon drei Jahren Lesungen in St. Petersburg organisieren, ist Frau
Wera Köhler.
Sie hat St. Petersburg im Rahmen von durch die ÖRG veranstalteten
Leseveranstaltungen kennengelernt und auch sie wird von dieser
faszinierenden Stadt nicht mehr losgelassen und besuchte sie wieder
auf eigene Faust.

Anschließend ihr Bericht über eine russische Spezialität, eine
Kunstschule. Diese Einrichtungen zeigen, wie sehr der Stellenwert von
Kunst und Kultur auch im heutigen Russland erhalten geblieben ist.

Wera Köhler: GESPRÄCH MIT FRAU OLGA WIKTOROWNA INDIJENKO

Durch Frau Ludmilla Antsiferova von der staatlichen Uni St.
Petersburg, die mir auch als Übersetzerin behilflich war, bekam ich
freundlicherweise die Möglichkeit mit der Lehrerin und Leiterin, Frau
Olga Wiktorowna Indijenko, einer Kunstschule in St. Petersburg, ein
Gespräch zu führen.

Die staatliche Kunstschule gibt es seit 26 Jahren und sie ist nach dem
Komponisten Swiridov Gregori Wassiliwitsch benannt. Neben den
Bildenden Künsten Malerei, Aquarell, Keramik, Batik, Design,
Bildhauerei u.v.m. gibt es noch die Abteilungen für klassischen Tanz
und Choreographie, sowie für Musik, Volksmusik, Instrument, Gesang und
Chor.
An der gesamten Schule werden ca. 2.000 Kinder von ungefähr 200
Lehrern unterrichtet, in der Sparte Bildende Künste unterrichten 18
Lehrer ca. 600 Kinder.
Der erfolgreiche Abschluss der Schule gilt als erste Stufe vor der
Kunstfachschule, um später dann das Konservatorium bzw. die Akademie
der Künste besuchen zu können.

Die Aufnahme erfolgt für fünf- bis sechsjährige Kinder, die zur
Aufnahmeprüfung zusätzlich Arbeiten von zuhause mitbringen müssen. Die
Gruppen bestehen aus zehn bis zwanzig Kindern und das
Ausbildungsprogramm geht über neun Jahre.
Von den aufgenommenen Kindern bezahlen die besten (ca. zwei Drittel
davon), wenn sie begabt sind, ungefähr 200 Rubel pro Monat. Für die
anderen ist der Beitrag höher (3.500 Rubel pro Monat).

Für die Tänzer und Musiker gibt es zwei mal im Jahr Aufführungen, für
die bildenden Künstler alle zwei bis drei Monate eine Begutachtung der
Arbeiten durch die Lehrer. Die besten Werke werden für Ausstellungen
ausgewählt.
Es gibt auch Zeugnisse und eine Klassenbuchführung.

Die Kinder kommen an zwei bis drei Tagen der Woche um 15.00 Uhr in die
Schule und bleiben bis ca. 18.00 Uhr, ältere auch bis 20.00 Uhr.
Für jedes Alter gibt es einen bestimmtes Unterrichtsprogramm mit
Themen, zum Beispiel „Plain air“, „Stilleben“, „Portrait“, etc. Außer
Öl werden sämtliche Techniken angeboten, auch textiles Gestalten und
Arbeiten mit Pappe. Für räumliches Gestalten sind drei Lehrer in der
Abteilung Bildhauerei zuständig. Die Kinder beginnen auch hier mit
plastischem Material ab sechs Jahren. Ältere Kinder haben 13
Stunden/Woche Unterricht, bekommen Hausaufgaben und führen
Skizzenhefte, die sie den Lehrern zeigen.
Neben den Grundlagen der darstellenden Kunst, ihren Anfängen,
Kompositions- und Farbenlehre sowie Techniken, ist ab der 4. Klasse
Kunstgeschichte im Lehrplan.

Das Aquarell auf der Einladung zur Ausstellung im Grazer Rathaus (
noch bis 25. Oktober zu sehen! ) ist von der dreizehnjährigen Lisa,
die seit der 4. Klasse in der Schule ist.

WERA KÖHLER

( Anmerkung: die Ausstellungsobjekte, Bilder von russischen Kindern
zwischen 7 und 14 Jahren, bleiben vorläufig in Österreich und werden
gerne Interessierten für weitere Ausstellungen zur Verfügung gestellt.
Telefon: 0316-68-36-14 )

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