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ÖSTERREICHS BEFREIUNG 194527.06.2017

“Die Russen in Wien. Die Befreiung Österreichs” lautet der Titel eines Buches, das 2015 beim Falter Verlag erschienen ist ( Herausgeber  Erich Klein, Träger des Österreichischen Staatspreises für Literaturkritik und des Preises der Stadt Wien für Publizistik 2013.)

Das Werk enthält über vierhundert bisher unveröffentlichte Fotos aus jener Zeit, als unser Land vom Hitlerfaschismus befreit wurde; die Fotografen Jewgenij Chaldej und Olga Lander dokumentieren sehr eindrucksvoll den Vormarsch der Roten Armee von der österreichisch- ungarischen Grenze bis nach Wien.

Besonders eindrucksvoll sind die zwanzig sehr persönlichen und glaubhaften Beiträge  sowjetischer  Kriegsteilnehmer, die über die Zeit der Befreiung und die Jahre danach berichten. Sie zeichnen sich durch ganz besondere Authentizität und Unverfälschtheit aus und relativieren damit das Bild des “bösen Russen”, das mitunter bis heute noch so gerne gepflegt wird. ( Ohne einen einzigen Übergriff entschuldigen zu wollen, sei daran erinnert, daß es 1945 durch Vertreter aller vier Alliierten zu teils sehr massiven Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung gekommen ist.)

Es wird in dem Buch sehr ausführlich über den ganz normalen Alltag in Österreich nach der Befreiung und die oft ganz banalen Sorgen der Rotarmisten berichtet, über die oft schwierige Verpflegungssituation sowie über Liebesgeschichten, und die manchmal damit zusammenhängenden Probleme und Fragen. Die Erbauer des sowjetischen Ehrenmals am Schwarzenbergplatz kommen zu Wort, es wird über Geschäfte aus der damaligen Zeit berichtet, über den Schwarzmarkt, Tauschhandel aber auch über die ganz offiziellen USIA-Läden in der sowjetischen Zone. Der Unterschied zwischen Österreichern und Deutschen aus sowjetrussischer Sicht wird beleuchtet, wobei die Österreicher hierbei wesentlich besser abschneiden als die Deutschen. Auch über das sowjetisch-amerikanische Verhältnis aus der Sicht des Rotarmisten wird berichtet, wobei betont wird, daß man den US-Amerikanern mit mehr Mißtrauen begegnete, als dies umgekehrt der Fall war. Interessant sind auch die Anmerkungen zum Thema “russischer Patriotismus” der wesentlich zu den Erfolgen der Sowjetarmee beigetragen habe. In den meisten Beiträgen wird auch über das persönliche Leben und Schicksal in der UdSSR vor Kriegsbeginn berichtet.

Sehr interessant sind auch die in dem Werk enthaltenen offiziellen Veröffentlichungen und Anweisungen der sowjetischen Seite, Tagebucheintragungen österreichischer Menschen, ein Auszug aus einer Denkschrift Karl Renners betreffend  seine ersten Kontakte zur Roten Armee und zu Stalin und eine Vielzahl lyrischer sehr zu Herzen gehender Beiträge von Rotarmisten aus jener Zeit.

Abschließend kann gesagt werden, daß das Buch wichtige und sehr nachvollziehbare und nacherlebbare Eindrücke aus der Zeit der Befreiung Österreichs vermittelt. Die Unmittelbarkeit und Authentizität sind wichtige Merkmale des Werkes, das Interessierten an der geschilderten Thematik wärmstens empfohlen werden kann.

Peter Presinger, Graz

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