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Lenas Tagebuch11.06.2013


Ein erschütterndes Dokument:


Lena Muchina wurde Mitte der Zwanzigerjahre in der damals noch jungen UdSSR geboren und starb am 5. August 1991, kurz bevor der Putsch gegen M. Gorbatschow das Ende der Sowjetunion einleitete.


Im Mai 1941 beginnt die damals sechzehnjährige Lena im seinerzeitigen Leningrad ein Tagebuch zu schreiben, das durch seine Authentizität und die sprachliche Offenheit der Schülerin sehr beeindruckt.

Die Autorin berichtet über das Leben vor dem Krieg, und vor allem ab September 1941 über die Situation in der eingeschlossenen Stadt, in der neben der Wirkung der deutschen Waffen der Hunger und die Frage der Nahrungsbeschaffung zum zentralen und lebensbedrohenden Problem wird.


Das erklärte Ziel der deutschen Führung war nicht die Eroberung der Stadt, sondern die Ausrottung der Bevölkerung durch Kälte und Hunger im Zuge der Blockade.


Dies wirkte sich absolut katastrophal auf das Leben der Menschen aus: während der Zeit der Blockade, die bis Ende Jänner 1944 andauerte, starben etwa eine Million Zivilpersonen, vorwiegend Kinder, Frauen und Alte.


Beim Lesen des Tagebuches wird man hautnah und sehr authentisch mit der Situation besonders im ersten Blockadewinter konfrontiert, mit dem Hunger, dem Tod verwandter oder nahestehender Personen und der Art, wie die junge Autorin damit und mit der folgenden Einsamkeit umgehen musste. Etwa auch, wie man Speisen aus Tischlerleim zubereiten oder durch kleine Tricks an der sehr eingeschränkten Lebensmittelzuteilung teilnehmen konnte.


Lena Muchina konnte im Frühsommer 1942 evakuiert werden und somit überleben.


Lenas Tagebuch ( Graf-Verlag, München, 2013 ) kann und sollte auch dazu beitragen, das im Westen weitgehend unbekannte NS-Kriegsverbrechen der  Leningrader Blockade in das Bewußtsein der Gesellschaft zu rücken und kann interessierten Leserinnen und Lesern jedenfalls wärmstens empfohlen werden.





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