Wir bauen Brücken zwischen Ost und West.

Gedenkjahr 20119.08.2011

Ein Abend für Blockadeüberlebende

Vor siebzig Jahren, im Juni 1941, überfiel die damalige Deutschen
Wehrmacht die zu diesem Zeitpunkt militärisch völlig unvorbereitete
UdSSR ohne jede Kriegserklärung.
Dies ermöglichte den Armeen Hitlers sehr rasch vorzustoßen und im
Spätsommer bzw. Herbst bereits knapp vor Moskau und Leningrad ( heute
wieder St. Petersburg ) zu stehen.

Die erklärte Absicht Hitlers im Rahmen seines Vernichtungskrieges
gegen Russland war, Leningrad einzuschließen, durch Artillerie und
Bomben dem Erdboden gleichzumachen und die Bevölkerung durch Hunger
und Kälte zu vernichten. ( s.a. Weisung des Oberkommandos der
Wehrmacht, Ia 1601/41 vom 23. September 1941.)

Der 8. September 1941 zählt als jener Tag, an dem die fast lückenlose
und beinahe 900 Tage andauernde Blockade der Stadt begann, und
während der fast eine dreiviertel Million sowjetischer Zivilpersonen
durch unmittelbare Feindeinwirkung und besonders durch Hunger und
Kälte ihr Leben verloren.

Jährlich am 8. September kommen viele Einwohner St. Petersburgs zum
Piskarowskoje – Friedhof, dem größten Friedhof der Stadt, auf dem
Hunderttausende Blockadeopfer in Massengräbern bestattet worden sind.

Die Menschen bringen Blumen und Kerzen, man sieht am Rande der Gräber
– und das stimmt besonders traurig – auch Süßigkeiten und
Kinderspielzeug; dies erinnert schmerzlich an die vielenTausende
damals erfrorener und verhungerter Kinder.

Die Zeit der Blockade, in der die Menschen der Stadt unsagbar
Schreckliches zu leiden hatten, ist mit den Schicksalen anderer Städte
nicht zu vergleichen und soll hier auch nicht verglichen werden. Für
Russland und besonders für die Leningrader ( jetzt St. Petersburger )
Bevölkerung war und ist sie noch immer ein schweres Trauma. Sie zählt
zu den hervorstechendsten Kriegsverbrechen des NS-Regimes und der
Deutschen Wehrmacht.

In Westeuropa ist die Tragödie der Leningrader Blockade
erstaunlicherweise kaum bekannt .
( Einen Einblick in die damaligen Geschehnisse geben die Bücher von
Harrison Salisbury: „ 900 Tage“; Paavo Rintala: „Leningrader
Schicksalssymphonie“ und Anna Reid: „Blokada“. )

Die Österreichisch – Russische Gesellschaft Steiermark wird mit Hilfe
des Landes Steiermark und der Stadt Graz – Partnerstadt St.
Petersburgs – am 14. Oktober 2011 in St. Petersburg einen Abend für
Blockadeüberlebende und Kriegsveteranen veranstalten.

Im Rahmen dieses Abends wird ein in seiner Art weltweit einzigartiges
Buch, das von Peter Sixl vom Ludwig Boltzmann Institut mit
Unterstützung der Russischen Botschaft und Russischer Archive
herausgegeben wurde, präsentiert werden. Es enthält die Daten von mehr
als 60.000 sowjetischen Kriegstoten, die in Österreich ihr Leben
verloren haben und hier begraben sind.

Dieses Buch soll ein Zeichen und eine Mahnung dafür sein, daß diese
Menschen, die während des Krieges als Soldaten, Gefangene oder
Zwangsarbeiter in Österreich starben, von uns nicht vergessen sind
und nicht vergessen sein werden.

( Peter Presinger )

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